Du bist, was du isst

Dieses alte volkstümliche Sprichwort ist auf den Philosophen Ludwig Feuerbach zurückzuführen, der im Jahr 1850 formulierte: „Der Mensch ist, was er isst.“ Im tieferen Bedeutungsgehalt heißt dies, dass die Nahrungsmittel, die wir aufnehmen, uns auch formen. Zum einen in unserer äußeren Gestalt und zum anderen in unserem Wesen. Verschiedene philosophische und medizinische Strömungen setzen sich mit diesem Wissen auseinander und nutzen es. An dieser Stelle folgt ein Einblick, wie wir diese Volksweisheit verstehen und letztlich auch für uns nutzen können.
Gedanken aus der TCM
In der Traditionellen Chinesischen Medizin gehen die Therapeuten davon aus, dass Menschen immer mehr zu dem werden, was sie essen. So macht einen der Genuss von Teig selbst zu Teig oder von tierischen Produkten selbst zu einem Tier. Die chinesischen Ärzte beobachten in diesem Zusammenhang, dass Patienten, die viel Teig essen wie Brot, Gebäck, Pasta oder ähnliches, eine teigige Haut bekommen, ein teigiges Gewebe, teigiges Blut und eine teigige Figur.
Außerdem kategorisiert die TCM Getreideprodukte als schleimbildend. Mit Schleim kann der Rachen- oder Nasenschleim gemeint sein, aber auch gewisse Werte im Blut wie Arteriosklerose, Leberfette und Cholesterine. Diese führen zu vorzeitiger Alterung und verursachen verschiedene Krankheiten.
Psychologisch gesehen entwickeln die Teigesser möglicherweise eine lethargische Stimmung. Sie „ruhen“ oder „gehen“ – wie der Teig. Übrigens: Auch Milchprodukte gelten als schleimbildend und somit Krankheitsfördernd. Weitere Informationen zum Konsum von Milchprodukten findest du in kürze hier.
Patienten, die hingegen viel Fleisch essen, werden tierischer und wirken instinkthafter, aggressiver oder roher. So übertragen sich die Eigenschaften der konsumierten Nahrung auf den Menschen, sein Erscheinungsbild und seine Stimmung.
In der TCM werden Nahrungsmittel auch als Heilmittel verschrieben, speziell Kräuter, Knollen und Gewürze. Spezielle Mischungen, genannt Dekokte, die auf die betreffende Person sowohl in der Zusammenstellung als auch in der Konzentration verschieden sind, wirken als ganzheitliche Medizin und regen bestimmte Funktionen des Körpers und der Psyche an.
Anthroposophische Betrachtung
Auch der Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner, schreibt den aufgenommenen Lebensmitteln eine hohe Bedeutung zu. In seinen menschenkundlichen Betrachtungen und besonders in der Waldorfpädagogik hat die Ernährung einen wichtigen Stellenwert. Sie wird medizinisch und therapeutisch genutzt. So können bspw. scharfe Gewürze bei fehlender innerer Wärme oder zur Anregung gegessen werden. Menschen, die zu sehr im Geistigen sind und denen Bodenhaftung fehlt, sollten hingegen Lebensmittel konsumieren, die in der Erde wachsen wie Kartoffeln, Rüben oder Zwiebeln. Anhand der Form der Lebensmittel, ihrem Vorkommen, der Fruchtbildung, dem Standort und der Verbreitung wird auf die gesundheitliche Wirkung rückgeschlossen.
In diesem Zusammenhang spielt auch die Erhaltung der Lebenskraft in der Pflanze eine wichtige Rolle, die laut der anthroposophischen Betrachtung durch Überdüngung und die Ausbringung von Pestiziden zerstört wird. Aus diesem Grund heraus wurden die Regeln der biodynamischen Landwirtschaft aufgestellt und von einigen Landwirten mit viel Hingabe umgesetzt.
Bewusstsein entwickeln
Eine Ernährung in Anlehnung an die Vergangenheit von vor 200 oder auch 2000 Jahren ist nicht mehr notwendig. Es stehen genügend Auswahlprodukte zur Verfügung, die uns die Möglichkeit geben, bewusst nach den richtigen Lebensmitteln zu wählen. Wenn es früher hieß „Der Stärkere überlebt“ und dies den erhöhten Konsum von Fleischprodukten beinhaltete, so sind doch heute ganz andere Qualitäten gefragt, die wir Menschen entwickeln dürfen, um die Welt reicher zu machen.
Dazu gehören in meinen Augen vor allem, dass wir unsere eigenen Potenziale freilegen und in die Welt zu bringen, verbunden mit einem tiefen Selbstfindungsprozess. Zu diesem Zweck müssen wir nicht mehr tierische, instinkthafte Fähigkeiten über die Ernährung fördern, sondern Klarheit bringende, öffnende und den Geist unterstützende.
Unser Hirn will immer mehr
Dass wir in einer Überflussgesellschaft leben und uns zu jeder Zeit jedes Lebensmittel zur Verfügung steht, hat unser Hirn noch nicht realisiert. Früher war der Mensch in seiner Ernährung von den Jahreszeiten abhängig, dem Wetter, der Ernte, dem Tagesfang in der Fischerei oder der Beute der Jäger. Erst durch die Industrialisierung und Globalisierung wurde es ihm möglich, frei nach Gusto, Lust, Laune und Verlangen zu konsumieren. Unser Gehirn ist jedoch weiterhin permanent auf Überlebensmodus geschaltet und unternimmt alles, um uns satt und mit gewissen Reserven ausgestattet zu wissen. Dafür ist ihm jedes Mittel recht.
Dieser Überlebensmodus und die ständige Verfügbarkeit der Lebensmittel, unabhängig von Jahreszeit oder Gebiet, führen dazu, dass wir uns nicht mit der Nahrung begnügen, die wir tatsächlich brauchen, sondern nach der es uns gelüstet. Gehirn und Nervensystem fordern immer wieder hochenergetische Nahrungsmittel wie Brot, Getreide, Teigwaren, Fleisch, Milch und Milchprodukte, obwohl diese Ernährung gar keinen Sinn mehr für uns und unsere Lebensumstände macht. Weitere Informationen zum Konsum von Milchprodukten findest du in Kürze hier.
Wenn uns jedoch diese Mechanismen klargeworden sind, können wir in den Momenten des Verlangens beim Durchschlendern der Supermarktregale innehalten. Wir rufen uns das erlangte Wissen wieder ins Gedächtnis und entscheiden dann bewusst, was wir brauchen oder nicht brauchen und können es anschließend in den Einkaufswagen legen.
Fazit
Wir haben die Verantwortung die Art und Weise unserer Ernährung in Frage zu stellen. Dabei finden wir zuerst heraus, welche Nahrungsmittel wir meistens oder häufig konsumieren. Als nächstes überlegen wir, wie sich diese Nahrung wohl auf uns, unseren Körper und unsere Psyche auswirkt. Welche Eigenschaften wird sie möglicherweise auf uns übertragen und wie entwickeln sich Gewebe, Blut, Wohlbefinden und Physis? Im nächsten Schritt wäre dann zu klären, ob das die Nahrungsmittel sind, die wir wirklich benötigen, um unseren Aufgaben nachzugehen und uns weiterzuentwickeln oder ob es ganz andere hochwertige Lebensmittel gibt, die uns stärken, beleben und all die Nährstoffe, Mineralien, Vitamine und Energie zur Verfügung stellen, die wir tatsächlich brauchen. Mit diesen Gedanken und der Herangehensweise erlangen wir Wissen und Klarheit, die uns die Selbstverantwortung für unser Leben zurückgeben.