Warum Neujahrsvorsätze nicht funktionieren

Warum Neujahrsvorsätze nicht funktionieren
Jeder von uns kennt das doch. Das neue Jahr steht vor der Tür und Pläne werden geschmiedet, Ideen geboren und gute Vorsätze überlegt. Das alte Jahr wird abgeschlossen und man fühlt sich aufgefordert, alles in Zukunft besser zu machen. Manch einer möchte abnehmen, der nächste mehr Sport treiben, vielleicht auch ein persönliches Projekt angehen oder den Himalaya besteigen. Der Urlaub um die Weihnachtszeit, das allzu üppige Essen, die Bewegungslosigkeit und Trägheit plus der übermäßige Alkoholkonsum an Silvester lassen Menschen ihren Körper und ihr Wohl- oder Nichtwohlbefinden stärker spüren. All das führt dann dazu, dass sie etwas ändern wollen und Neujahrsvorsätze fassen. Sicher gibt es tausende Möglichkeiten sich zu verwirklichen, zu erneuern oder durchzustarten. Nur irgendwie hält das neue Jahr nicht das, was es verspricht. Zumindest, was die guten Vorsätze angeht. Die meisten scheitern nämlich und warum das so ist, wir einfach nicht für diese Neujahrsvorsätze gemacht sind und ich andere Empfehlungen ausspreche, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Wahl des Startdatums

Die Umsetzung der meisten Neujahrsvorsätze werden im Januar gestartet. Doch in dieser Zeit ist der Körper noch gar nicht bereit für einen Neuanfang. Das Wetter ist weiterhin kalt und ungemütlich. Es wird am Abend früh dunkel und am Morgen spät hell. Der Tag-Nacht-Rhythmus ändert sich fast kaum im Vergleich zum Dezember. Der Körper befindet sich immer noch in einer Art Winterschlaf. Rein biochemisch und physiologisch ist die Zeit nicht geeignet, um loszulegen und echte Veränderungen herbeizuführen. In der Natur ist noch keine Aufbruchstimmung und so geht es uns Menschen auch.

Alternative

Die Jahreszeit, die viel eher für Neuerungen und Loslegen geeignet ist, scheint daher der Frühling zu sein. Es wird deutlich wärmer, die ganze Natur erwacht, die Tage werden wieder länger, Sonne, Vogelgezwitscher, Knospen und zunehmendes Grün übermitteln das Gefühl von Leben. So erwacht auch unser Körper aus der Ruhepause des Winters und erlebt im Zusammenspiel mit den Kräften draußen eine gesteigerte Motivation.

Intensität am Anfang

Die meisten Menschen haben kein Wissen darüber, wie man eine Veränderung physiologisch richtig angeht. Sie orientieren sich bei der Gestaltung ihres Trainings an alten Leistungsinhalten, Mengen und Intervallen, die sie früher geschafft haben. Dabei meinen sie, es wäre eine reine Disziplinsache bzw. Kopfsache, die über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Es ist jedoch so, dass der Organismus auf verschiedenen Ebenen an Leistungsfähigkeit verliert, sobald man nicht mehr trainiert. Dieser Prozess geht sogar recht schnell vonstatten. Je nachdem, wie lange deine aktive Trainingszeit zurückliegt, braucht es dementsprechend Zeit, um seinen Körper wieder aufzubauen. Bist du mal 2 Wochen vom Training weg, macht das sicher noch nichts aus und du kommst schnell wieder rein. Wenn du hingegen 2 Jahre oder länger keinen Sport mehr getrieben hast, musst du mit einer längeren Aufbauphase rechnen.

Deine Wiedererlangung von Kondition, Ausdauer, Kraft und Fitness brauchen Zeit.

Use it or loose it.

Du musst dir deine Leistungsfähigkeit wieder zurückerarbeiten. Besonders bei der Muskulatur ist hartes Aufbautraining notwendig. Der menschliche Körper neigt zu einem schnellen Abbau, aber leider zu einem langsamen Aufbau.

Die von den meisten Menschen gewählten Trainingsintensitäten orientieren sich, wie bereits gesagt, meistens an der Vergangenheit, die aber schon weit zurückliegt. Der Körper fühlt sich dann mit den Neujahrsvorsätzen ganz einfach überlastet, überhitzt und die Lust und Laune an der Bewegung geht verloren. Irgendwann reicht dann auch die Motivation nicht mehr aus und der Neujahrsvorsatz scheitert.

Alternative

Mein Vorschlag dazu ist, mit viel niedrigeren Erwartungen und Intensitäten zu starten und auch langfristiger daran zu arbeiten. Ein mögliches erreichbares Ziel wäre, bis zum Januar nächsten Jahres eine gewisse Anzahl an Kniebeugen zu schaffen. Dabei stehen dann erstmal die Kontinuität und das Durchhaltevermögen im Vordergrund. Unser Ego hat bei solch niedrigem Trainingslevel und dem Vergleich zu „damals“ nicht wirklich Spaß loszulegen und meint, das bringt sowieso nichts. Aber wenn du deine Kniebeugen wirklich regelmäßig machst, tut sich nach einer gewissen Zeit was – nach ein paar Wochen, ein paar Monaten. Die Veränderung findet strukturell und physiologisch statt, selbst, wenn du bei den anfänglichen 10 Kniebeugen bleibst. Nicht nur die Muskulatur wird trainiert, sondern auch die Disziplin geschult. Denn du gehst für jeden Tag ein Commitment ein. Ein ganzes Jahr so etwas durchzuziehen, ist gar nicht so einfach. Woche für Woche. Monat für Monat. Dabei kannst du mit 10 Kniebeugen beginnen und über das Jahr aufbauen, bis du bei 60 oder 90 Stück bist.

Selbstsabotage

Ein weiterer Punkt ist die eigene Verurteilung und Herabwürdigung, wenn wir unsere Ziele nicht so erreichen oder verfolgen, wie wir uns das vorgenommen haben. Da eben oft die Vorsätze sehr stringent und überfordernd formuliert werden, kann es schnell zum Scheitern kommen. Das führt zu Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen. Im Zusammenspiel mit anderen psychologischen Faktoren kommt es dazu, dass wir unsere Ziele komplett aus dem Blick verlieren und meinen: „Jetzt ist es eh schon egal.“ Ein schnelles Aufgeben ist die Folge.

Alternative

Wenn du eine Veränderung startest, neu beginnen willst oder etwas umstellst, dann baue Möglichkeiten ein, die dein altes Verhalten zu einem gewissen Teil respektieren und in das Neue mit hineinnehmen. Du kannst dir zum Beispiel am Anfang das Wochenende freihalten und beschließen, in dieser Zeit keine Kniebeugen durchzuführen. Nicht nur, weil das zu schwer für dich wäre, sondern weil du dir damit noch Teile deines alten Lebens gönnst.

So empfehle ich meinen Patienten bspw. auch bei Ernährungsumstellungen, dass sie pro Woche 1 bis 3 Tage einbauen, in denen sie nach alten Gewohnheiten essen dürfen. Früher oder später stellt sich ein Kontrast ein, sodass die meisten feststellen, dass es ihnen an den Tagen mit der Ernährungsumstellung viel besser geht.

Das Problem mit unserem Gehirn

Wie schon auf meiner Webseite erwähnt, ist unser menschliches Gehirn so gar nicht für Veränderungen gemacht. Veränderungen bedeuten nämlich zusätzlicher Energieaufwand. Den will das Hirn vermeiden, da es immer im Überlebensmodus ist. Es will Energie speichern, schützen und sparen. Ob sich der Mensch in dem jeweiligen körperlichen Zustand wohlfühlt, spielt dabei keine Rolle und ist für das Gehirn maximal drittrangig. Solange das Gehirn lebt, ist es ihm egal, da eben jede Veränderung Energie kostet. Es müssen neue Synapsen gebaut, neue Verbindungen geschaffen und neue Abläufe antrainiert werden.

Außerdem bedeuten Veränderungen fürs Gehirn immer, etwas Unbekanntes zu wagen, bei dem das eigene Überleben nicht von vornherein abgeklärt ist.

Wir benennen dieses Verhalten heute mit dem inneren Schweinehund, aber eigentlich ist dieses Verhalten physiologisch und evolutionär tief in uns Menschen verankert.

Alternative

Auch hier gelten die Empfehlungen vom vorigen Punkt: möglichst kleine Veränderungen anzustreben und niedrigschwellig das Gehirn und den Körper zu reizen. Das gelingt mit wenig Intensität, bis ein Gewöhnungseffekt eingesetzt hat, sodass du die 10 täglichen Kniebeugen fest in deine Tagesroutine eingebaut hast und auch nicht mehr hinterfragst. Wenn die Gewohnheit zur Langeweile wird, kann die Intensität gesteigert werden. Die Langfristigkeit ist letztlich der entscheidende Punkt, ob du dein Ziel erreichst oder nicht.

Fazit

Wenn du dir über all das Menschliche in dem Prozess der Neujahrsvorsätze bewusst wirst, kannst du damit arbeiten und es in dein Vorgehen integrieren:

  • Du erkennst dann die Phasen des Jahres, die deine Motivation fördern oder beeinträchtigen können. Und du weißt, wie sehr das Frühjahr geeignet ist, um die guten Vorsätze anzupacken mit all der Aufbruchstimmung in der Natur. Am besten, du beginnst in diesem Zeitraum.
  • Weiterhin kannst du dich in die schnell gefühlte Überlastung deines Körpers hineinversetzen und dass du eben nicht mit den gleichen Erwartungen an ihn herantreten kannst, wie damals zu deinen Bestzeiten. Stattdessen setzt du dir langfristige Ziele mit niedrigen Intensitäten, die dich nicht überfordern. Versuche im Kleinen durchzuhalten und dranzubleiben, erst dann und dadurch wird exponentielles Wachstum möglich.
  • Obendrein hast du den starken Saboteur – dich selbst – erkannt und kommst ihm zuvor, bei Regelverstößen zu urteilen und alles hinzuwerfen, indem du dir Möglichkeiten einbaust, die dein altes Verhalten würdigen und noch teilhaben lassen. Mit der Zeit wird die Kraft der Veränderung stärker und bahnt sich ihren Weg.
  • Dann verstehst du dein Gehirn sowie seine Art und Weise zu denken und kannst ruhigere Wege suchen, mit kleineren Veränderungen, die seine Überlebensstrategie berücksichtigen. Dadurch stellt es sich nicht so vehement gegen dich und deine Ziele und du spürst weniger inneren Widerstand.

Wenn du weitere Frage zu all dem genannten hast, kannst du dich gerne bei mir melden. Ich unterstütze dich auch beim Umsetzen von Vorsätzen sowie bei allen Themen rund um Körper und Gesundheit. Vereinbare gerne ein unverbindliches Erstgespräch ganz einfach und unkompliziert in meinem Online-Kalender:

Alles Gute

Dein Alexander